MustafaDonnerstag, den 06.09.2018
Gestern habe ich mir einen Flug im Heißluftballon gebucht. Das Spektakel, in einer Menge von ca. 100 Ballons in den Tag zu starten, möchte ich mir nicht entgehen lassen! Das bedeutet wieder früh aufzustehen. Um 4:45 Uhr klingelt mein Wecker, 20 Minuten später stehe ich am Eingang des C- Platzes und warte auf den Shuttlebus. Der lässt fast eine halbe Stunde auf sich warten. Endlich in Göreme angekommen warten wir mit vielen anderen Passagieren auf die Flugfreigabe, doch die wird wegen zu viel Windes heute verweigert. Das bedeutet, dass alle wieder in die Shuttle-Busse einsteigen müssen und zurück zu ihren Unterkünften gefahren werden. Die Organisation klappt prima, für die Heißluftballonfirmen, die eine Tageseinnahme verlieren tuts mir Leid, ebenso für viele Passagiere, die nicht die Zeit haben, morgen einen neuen Versuch zu starten.
So schaue ich mir heute im Open-Air-Museum Göreme die vielen Höhlenkirchen an, laufe in den Ort hinein, kaufe etwas ein.
Am Nachmittag fahren wir ins Liebestal. Ratet mal, warum es so heißt? Die Version für kleine Kinder lautet: Spargelstangen!
Freitag, den 07.09.2018
Es hat geklappt! Zusammen mit einer Gruppe Russen, wir sind insgesamt 20 Personen, besteige ich in der Morgendämmerung den Korb des Heißluftballons und dann schweben wir in einem Meer anderer Heißluftballons ganz sacht über die Tuffsteinlandschaft hinweg und genießen die grandiosen Ausblicke auf die unter uns liegende Tuffsteinlandschaft. So langsam schwindet die Dämmerung und schon nach ungefähr einer Stunde ist der Flug vorbei und unser Korb landet punktgenau auf dem Anhänger des Transportfahrzeugs! Jeder bekommt noch eine Urkunde und ein Glas Schampus und perfekt organisiert werden wir auf die Busse verteilt und zurück zu unsere Quartieren gebracht. Ein großartiges Erlebnis!
Samstag, den 08.09.2018
Eigentlich hab ich mich heute mal aufs Ausschlafen gefreut, doch gegen 6 Uhr klopft leise Gernot an mein Fenster. Heute fliegen die Ballons direkt über uns hinweg, Da hält mich natürlich nichts mehr.
Nach 4 Tagen, in denen uns der nette Kaya-Platz schon zu einem Zuhause geworden ist, rüsten wir uns heute zum Aufbruch. Samstags ist immer Markttag in Ürgup, das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Und was für ein Markt das ist! Wir haben ja schon viele Märkte gesehen und zum Einkaufen genutzt, doch hier erscheint uns die Vielfalt noch größer, erscheinen die Waren noch frischer… wir bedauern, dass wir uns nur für wenige Tage bevorraten können.
Schon nach wenigen km der nächste Stopp in Mustafapasa. Der Ort ist pittoresk und wir bummeln in der warmen Sonne umher und machen eine kleine Mittagspause im Restaurant.
Bis zum Narligöl, einem Kratersee, fahren wir heute. Es ist in den letzten Tagen herbstlich geworden. Die Abende werden schon deutlich kürzer und kühler und so haben wir das als Picknickplatz genutzte Gelände bald für uns alleine.
Tages-km 95 N 38° 20´14.6´´ O 34° 27´22.2´´
Sonntag, den 09.09.2018
Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir schon am Vormittag das Ihlara-Tal. Wir fahren ganz hinunter in die Schlucht und suchen uns einen Parkplatz bei einem der Restaurants.
Ein erster Erkundungsgang führt uns zur Felsenkirche Ala-Kilise, die sich dadurch auszeichnet, dass hierin noch alte Gerätschaften wie eine Presse und ein Mahlwerk zu sehen sind.
Nach der Mittagspause starten wir unsere Wanderung in die 15 km lange und bis zu 150 m tiefe Schlucht, in der sich etliche weitere Höhlenkirchen befinden. Wir klettern einmal die Schlucht hoch zur Georgskirche, doch wir haben in den letzten Tagen so viele Höhlenkirchen gesehen, dass unser Bedarf an Höhlenkirchen nun gesättigt ist. Lieber laufen wir noch einige km auf dem schönen Wanderweg im Talgrund, der neben dem Flüsschen Melendiz Suyu angelegt ist.
Tages- km 36 N 38° 15´58.0´´ O 34° 17´25.1´´
Montag, den 10.09.2018
Wir fahren heute auf einer der ältesten Handelsstraßen der Welt, dem Uzunyol (langer Weg), die heute allerdings eine sehr gut ausgebaute 4-spurige Straße ist . Hier wurden Waren von Persien nach Konya transportiert. Entlang des Weges gibt es etliche Karawansereien, die im Abstand von einer Tagesetappe angelegt wurden. Bei der bedeutendsten und prächtigsten - Sultanhani – erbaut im 13. Jahrhundert, machen wir einen Stopp. Leider wird sie gerade restauriert, doch auch mit Planen an der Fassade und Baumaterial im Innenhof sind wir beeindruckt von dem riesigen Komplex, in dem viele Reisende mit ihren Tieren unterkommen konnten.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Konya, knapp 1,2 Mio Einwohner. Dem Reiseführer entnehme ich: überaus konservativ, extrem praktizierte Religiosität, alte Hauptstadt der Seldschuken, großartige Sehenswürdigkeiten!
Für uns fängt der Stadtbesuch gut an. Wir finden einen riesigen und stadtnahen Parkplatz beim Mevlana Kültür Merkezi, von dem aus wir zum Mevlana Kloster laufen. Das Kloster ist benannt nach dem Sufi-Mystiker Mevlana (unser Meister) Celaleddin Rumi (1207 – 1273), einem der größten mystischen Philosophen. Das Kloster des Ordens der „Tanzenden Derwische“ wird heute als Museum genutzt und ist eine Wallfahrtsstätte.
Dann lassen wir uns durch die lebhaften Basargassen der Altstadt treiben, besichtigen noch die alte Aziziye Cami und sind mit dem Dolmus ruckzuck wieder Zuhause.
Tages-km 189 N 37° 52´06.1´´ O 32° 30´55.3´´
Dienstag, den 11.09.2018
Nirgendwo ruft der Muezzin lauter und melodischer zum Gebet als hier in Konya. Doch wir können uns am Morgen ja noch einmal gemütlich im Bett umdrehen und den Tag ruhig angehen lassen.
Konya ist großzügig angelegt und wirkt hell und freundlich und auch die Menschen begegnen uns überaus freundlich.
Die Museen, die wir besuchen, sind sämtlich kostenfrei und sehr aufwendig gestaltet. Im Konyanüma Panorama finden wir Miniaturen vieler Mevlana Moscheen aus der gesamten Türkei, eingebettet in eine gepflegte Gartenanlage; außerdem ein großes Panorama-Rundbild mit lebensechten Figuren, in denen Szenen aus vergangener Zeit nachgestellt werden. Toll!
Mit dem Dolmus fahren wir für 30 Cent für 2 Personen wieder zum Mevlana-Museum und laufen von hier aus zu der alten, im arabischen Stil erbauten Alaeddin-Moschee. Doch nun langt es auch mit Moscheen, obwohl die Stadt noch viele aufzuweisen hat. Gemütlich bummeln wir wieder zurück zu unserem Stellplatz und machen uns auf den Weg aus der Stadt.
Bei Shell wird noch einmal Euro-Diesel gebunkert, dazu gibt’s, wie oft in der Türkei, einen Cay dazu. Diesmal gibt es sogar obendrauf für beide Womos eine Gratis-Wäsche! Konya ist wirklich eine tolle Stadt!! Doch kaum sind die Autos nach der Wäsche getrocknet, öffnet der Himmel seine Schleusen und es prasselt auf uns hernieder.
Am Beysehir-Golü finden wir einen Platz direkt am Wasser und erleben einen traumhaften Sonnenuntergang.
Tages-km 111 N 37° 44´56.8´´ O 31°39´28.6´´
Mittwoch, den 12.09.2018
Äpfel, Äpfel, Äpfel – die Plantagen und Verarbeitungsbetriebe nehmen gar kein Ende auf unserer heutigen Fahrt. Es ist Erntezeit und in großen Haufen lagern die Früchte am Straßenrand.
Und wieder landen wir an einem See, diesmal dem Egirdir-Golü. Er ist der viertgrößte See der Türkei und ähnlich groß wie der Bodensee. Gernot war hier vor ca. 20 Jahren schon einmal und aus Nostalgiegründen suchen wir den damaligen Camping-Platz Altinkum auf. Doch mit den vielen Neubauten ist die Gegend nicht wiederzuerkennen.
Tages-km 135 N 37° 52´46.8´´ O 30° 49´20.1´´
Donnerstag, den 13.09.2018
Fast Karibikfeeling wurde uns für den Salda Golü versprochen, doch heute ist der Himmel grau und es regnet immer wieder mal, so dass der See nur ein mattes blau aufweist. Wir lassen uns am Strandbad nieder und machen von hier aus einen kleinen Ausflug in den nahegelegenen Ort Yesilova, treffen auf Hakmit, einen Deutschtürken, der uns sofort zum Cay einlädt und mit dem wir die politische Situation in der Türkei diskutieren. Wir haben bisher nur Menschen getroffen, die mit Erdogan einverstanden sind und die hervorheben, wieviel Wohlstand er dem Land und den Menschen beschert hat.
Tages-km 165 N 37° 30´31.9´´ O 29° 42´41.9´´
Freitag, den 14.09.2018
Unsere gute Tat für heute besteht darin, dass wir einem jungen Mann Überbrückungshilfe leisten. Er entschuldigt sich für sein schlechtes englisch, chinesisch könne er besser. Er hat 4 Jahre in China gelebt und studiert und ist türkisch-chinesicher Übersetzer. Beeindruckend!!
Gegen Mittag erreichen wir die berühmten Kalksinterterrassen von Pamukkale. Auf dem riesigen Parkplatz, auf dem schon Mengen von Reisebussen stehen, suchen wir uns ein abgelegenes Eckchen. Und dann machen wir uns auf den Weg zu den Kalksinterterrassen. Die Terrassen sind zum größten Teil trocken gefallen, Die Touristenströme dürfen vernünftigerweise nur auf den vorgegebenen Wegen laufen. Ein kleines Areal Kalksinterterrasse ist freigegeben und hier dürfen alle barfuß auf dem harten Gestein laufen. Doch was ist nur aus Pamukkale geworden? In meiner Erinnerung bin ich vor 20 Jahren barfuss auf dem weichen und von Wasser überfluteten Terrassen herumgelaufen und es fühlte sich an wie auf Samt und Seide zu laufen. Schade.
Oberhalb der Sinterterrassen sind die Ruinen der antiken griechischen Stadt Hierapolis gelegen mit Thermalbädern, Tempel, Nekropole und Theater. Wir laufen in dem großen Gelände herum und sind besonders beeindruckt von dem großen und noch recht gut erhaltenen Theater.
Spät, es ist schon stockfinster, kommt der Wachdienst des Parkplatzes zu uns und verweist uns vom Platz. Übernachten ist leider verboten. Zusammen mit einem bosnischen Paar, das sich inzwischen zu uns gesellt hat, müssen wir in den Ort runterfahren. Dort finden wir glücklicherweise euinen großen geeigneten Parkplatz.
Tages-km 105 N 37° 55´14.8´´ O 29° 07´48.4´´
Hier in Pamukkale endet unsere gemeinsame Reise. Gernot möchte sich noch länger in der Türkei aufhalten, mich zieht es nach fast 5 Monaten nach Hause.
Und so endet auch der Blog dieser Reise, denn jetzt ist für mich nur noch Heimweg angesagt.
Ich trete die Rückreise mit unendlich vielen Eindrücken an, bin dankbar für das Gesehene und Erlebte und besonders für das große Interesse an uns und die Freundlichkeit, die uns von den Menschen in allen besuchten Ländern entgegengebracht wurde.
Die Türkei ist ein wunderbares Reiseland mit tollen Landschaften und sehr gastfreundlichen Menschen. Mich hat überrascht, dass 2018 noch so viele Frauen mit langen Mänteln und Kopftuch anzutreffen sind. Für uns ist die Türkei aufgrund des Verfalls der Lira ein sehr preiswertes Reiseland geworden, der Liter Diesel kostet inzwischen weniger als 1 Euro. In den Touristenorten haben wir mitbekommen, wie sehr in den letzten 2 Jahren der Tourismus eingebrochen ist, das ist für viele Menschen ein großes Problem. Andere Individualreisende haben wir kaum getroffen.
Georgien punktet mit großartiger Landschaft und viiieeel Kultur und – wie ich finde - der schönsten Schrift der Welt , die ich leider nicht entziffern kann.
Armenien ist ein Schmankerl, tolle Natur und viele Zeugnisse der Geschichte und wieder eine eigene Schrift, fast so schön wie die georgische, leider auch nicht lesbar.
Russland fühle ich mich emotional verbunden, ich mag das Land, die Weite, die Dörfer, die Menschen.
Kasachstan hat uns in diesem Jahr fast ausgedörrt. Die Temperaturen waren weit jenseits des Wohlfühlbereiches und ohne Klimaanlage wären wir wohl vertrocknet. Dabei liebe ich die Wüsten und Steppen und Kamele und Einsamkeit.
Usbekistan war das Ziel unserer Träume und ich habe mich total verliebt in die alten Städte. Samarkand ist so unbeschreiblich prachtvoll und schön und ist mein absoluter Favorit!!
Dass wir uns in Usbekistan täglich registrieren lassen mussten, erschien uns zunächst recht umständlich, doch die Aufenthalte in den Hostels mit schattigen Innenhöfen waren auch sehr angenehm und haben uns viele nette Kontakte beschert.
Ich empfinde es als großes Geschenk, die Möglichkeit zu haben zu reisen, die Welt kennenzulernen und ich freue mich – wie nach jeder Reise - darauf, wieder nach Hause zu kommen!
Danke an alle, die mich auf dieser Reise begleitet haben!
xxx